Seit diesem Jahr besteht eine Partnerschaft zwischen dem Pädagogischen Institut der Universität Tifariti und dem ZEOK e.V.. Im Mittelpunkt steht ein Projekt, das die Einbeziehung des kulturellen Erbes in die Umsetzung der von der UNO beschlossenen Ziele einer nachhaltigen Entwicklung (Agenda 2030) vorsieht. Kürzlich reiste Dr. Bettina Gräf, Mitglied des Vorstands des ZEOK e.V., nach Algerien, um weitere Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit der Universität Tifariti mit Einrichtungen in Deutschland, speziell der Universität München (LMU), zu prüfen. Hier ihr Bericht:

Im Juni und Juli 2023 besuchten wir das sahrauische Flüchtlingslager Laayun in der algerischen Sahara. Es ist eines von fünf Lagern, die nach der Besetzung der Westsahara durch Marokko (seit 1975) im Südwesten Algeriens errichtet wurden und in denen seither aus ihrer Heimat geflüchtete Sahrauis in der vierten Generation leben und für ihre Rückkehr kämpfen.

Die Lager werden von der 1973 ins Leben gerufenen Befreiungsorganisation Frente Polisario und vom 1976 ausgerufenen sahrauischen Staat verwaltet und sind gut organisiert. Es gibt Schulen, Krankenhäuser, Gerichte und eine politische Struktur auf verschiedenen Ebenen. Unser Besuch galt Personen, die im Bildungssektor arbeiten. Um genauer zu sein, es ging um den Austausch mit Lehrer:innen rund um den Englischunterricht. Neben den Sprachen Hocharabisch und Spanisch, die in Laayun in der Grundschule vermittelt werden, gibt es Bemühungen, Kindern und Jugendlichen auch Englisch beizubringen. Die Nachfrage ist sehr groß, auch bei Erwachsenen.

Im Gegensatz zum Flüchtlingslager Smara, wo es seit 2003 die Salam English School gibt, die mit amerikanischer Unterstützung aufgebaut wurde, fehlte in Laayun ein solches Angebot bisher. Seit diesem Jahr bietet das Pädagogische Institut Englischunterricht an, wie uns der Direktor Dr. Ahmad Mami berichtet. Bashir, der selbst in Smara Englisch gelernt hat, und Minatu, die in Algerien einen Master in Englischer Literatur absolvierte, wurden dafür eingestellt. Noch fehlt es aber an allem: Schulbücher für verschiedene Niveaus für mindestens eine Klassenstärke, finanzielle Unterstützung beim Aufbau eines Sprachlabors sowie beim Um- und Ausbau der Räumlichkeiten vor Ort, einschließlich sanitärer Einrichtungen, sowie konkrete didaktische Hilfestellungen.

Nachdem wir uns alles angesehen und angehört haben und miteinander ins Gespräch gekommen sind, vereinbaren wir eine Kooperation zwischen dem Pädagogische Institut Laayun und dem Institut für den Nahen und Mittleren Osten der LMU München, an dem ich als Dozentin tätig bin. Die Zusammenarbeit beinhaltet den wöchentlichen Austausch über didaktische Fragen im Unterricht sowie die gegenseitige Unterstützung einzelner Student:innen und Doktorand:innen sowohl beim Spracherwerb als auch bei zukünftigen Forschungen. Außerdem werden wir uns bei Schulbuchverlagen erkundigen, ob sie nicht mehrere Sätze erprobter Englischlehrbücher stiften können.

Bettina Gräf, LMU München/ZEOK, August 2023