Im Gespräch mit Fabian Ng’uni

Bereits seit Anfang des Jahres beteiligt sich ZEOK e.V. an der „Entwicklung einer bundeszentralen Infrastruktur im Themenfeld Rassismus“. Das Projekt wird durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert. Wir sprechen mit dem Projektleiter bei ZEOK e.V., Fabian Ng’uni, über neue Bündnisse und Strukturen im Themen- und Praxisfeld Rassismus und über die Ziele und Perspektiven von ZEOK e.V.

Fabian Ng’uni, Foto: Helena Wölfl

Was ist der Kooperationsverbund Rassismuskritik und warum braucht es ihn?

Rassismus ist in Deutschland Alltag und zwar für viele Menschen. Er zeigt sich zum Beispiel in abwertenden Kommentaren oder wenn Menschen wegen ihres Namens keine Wohnung bekommen. Rassismus passiert nicht nur irgendwo, er betrifft uns alle und unsere Gesellschaft mitten im Herzen. Rassismus widerspricht den Menschenrechten und unserem Grundgesetz. Trotzdem erleben viele Menschen, dass sie nicht gleich behandelt werden. Zum Beispiel Kinder mit internationaler Biografie, die in der Schule schlechter bewertet werden oder Menschen mit Migrationsgeschichte, die seltener Führungspositionen erreichen. Solche Ungleichheiten sind tief verwurzelt und manchmal schwer zu erkennen. Rassismus steckt in unseren gesellschaftlichen Strukturen – in Institutionen, in der Sprache und in der Art, wie Chancen verteilt sind. Es ist wichtig, genau dort hinzuschauen und gezielt Strukturen zu verändern, die diskriminierend wirken. Der Kooperationsverbund Rassismuskritik setzt hier an. Das auf eine Laufzeit von acht Jahren angelegte Projekt bringt Fachleute, Initiativen und Organisationen zusammen, die sich gemeinsam gegen Rassismus stark machen – bundesweit vernetzt und mit dem Blick auf unterschiedliche Formen von Rassismus.

Wer ist Teil des Kooperationsverbunds und welche Schwerpunkte werden gesetzt?

Im Kooperationsverbund arbeiten sieben erfahrene Organisationen aus ganz Deutschland zusammen: CLAIM gGmbH, korientation e.V., Verband binationaler Familien und Partnerschaften (iaf e.V.), EOTO e.V., zedela gUG, RAA Berlin e.V. und ZEOK e.V. Gemeinsam bauen wir eine bundeszentrale Infrastruktur im Themenfeld Rassismuskritik auf.

Jede Organisation bringt dabei eigene Schwerpunkte mit: CLAIM und der Verband binationaler Familien und Partnerschaften setzen sich besonders gegen antimuslimischen Rassismus ein, EOTO gegen Anti-Schwarzen Rassismus, korientation gegen anti-asiatischen Rassismus. RAA Berlin, Zedela und ZEOK arbeiten intersektional – das heißt, sie betrachten Rassismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen oder Überschneidungen zu anderen Diskriminierungsformen.

ZEOK e.V. hat zudem einen besonderen Fokus auf Ostdeutschland. Unsere Bildungsreferent*innen entwickeln Angebote für Kitas, Schulen, Jugendarbeit und die Ausbildung pädagogischer Fachkräfte mit einem rassismuskritischen und diskriminierungssensiblen Blick.

Was genau macht ZEOK e.V. eigentlich als Teil des Kooperationsverbunds gegen Rassismus?

Wir arbeiten mit Methoden wie dem Anti-Bias-Ansatz und bieten Fortbildungen, Workshops und Materialien an – von Wanderausstellungen bis zu E-Learning-Formaten.
Konkret 2025 bietet ZEOK e.V. Fortbildungen für 100 pädagogische Fachkräfte und Multiplikator*innen an und veröffentlicht zweimal jährlich kompakte Infoblätter zum Thema Rassismus im Bildungsbereich. Bis 2026 entwickeln wir zudem einen digitalen Selbstlernkurs zur rassismuskritischen Arbeit in Kitas. Wir vernetzen uns in Fachaustauschen, ermitteln gezielt, wer vom Thema betroffen ist oder Einfluss darauf hat, und richten ein begleitendes Gremium mit Expert*innen zum Thema Rassismus und Bildung ein. Wir setzen auf langfristige Maßnahmen, um das Fachwissen zu stärken und dauerhafte Strukturen aufzubauen. Unser Ziel ist es, Kinder und Jugendliche besser vor Diskriminierung zu schützen.

Welche Vorteile bringt die Zusammenarbeit im Kooperationsverbund für ZEOK e.V., ergeben sich daraus Chancen für die eigene Weiterentwicklung?

Die Zusammenarbeit im Kooperationsverbund eröffnet uns bei ZEOK e.V. die Möglichkeit, uns fachlich zu vernetzen, voneinander zu lernen und Ressourcen gezielter einzusetzen. Gerade für kleinere Träger wie uns ist das eine wertvolle Unterstützung. Eine gemeinsam entwickelte Infrastruktur kann Prozesse vereinfachen und dazu beitragen, die eigene Arbeit wirksamer zu gestalten. Besonders in Zeiten knapper öffentlicher Kassen und zunehmender Diskursverschiebungen durch rechtspopulistische Kräfte wird es wichtiger, sich als zivilgesellschaftliche Akteur*innen gut aufzustellen und handlungsfähig zu bleiben. Der Verbund stärkt dabei nicht nur die fachliche Qualität, sondern auch die Resilienz einzelner Organisationen gegenüber politischem Druck und strukturellen Unsicherheiten.
Die achtjährige Laufzeit gibt uns einen wichtigen Rahmen, um Personal verlässlich zu binden und Strukturen langfristig weiterzuentwickeln – etwa im Sinne einer rassismuskritischen Organisationsentwicklung. Natürlich bleibt das ein anspruchsvoller Prozess, aber wir sehen darin eine wichtige Zukunftsperspektive.